Judgement
Einordnen, Beurteilung, Einschätzung
Judgement steht für Einordnen, Beurteilung, Einschätzung.
Mir gefällt der Begriff gut, denn mir ist aufgefallen, dass die kaufmännische Urteilsfähigkeit abgenommen hat. Früher war das Gehirn auf schnelle Entscheidungen programmiert. Der Säbelzahntiger kommt auf einen zu und es hieß, verstecken (totstellen), angreifen oder weglaufen. Unser Gehirn hat sich aber verändert und ist nun zu einem analytischen Gehirn geworden. Auch durch das Internet wollen wir immer mehr vergleichen, bis wir eine Entscheidung treffen, dauert es mit unter sehr lange. Viele wollen 5 Sterne, aber nur 2 Sterne bezahlen und verbringen dazu mehrere Stunden beim Preisvergleich und vergessen bei den ganzen Tabellen und Statistiken ob die Maßnahme überhaupt sinnvoll ist.
Bei der Entscheidung über Erhaltungsaufwendungen in der Wohnungswirtschaft führte dies dazu, dass bei größeren Maßnahmen stets 3 Angebote erwartet werden. Diese Angebote sind in der Praxis aber kaum darstellbar. Dies liegt schon daran, dass jeder Handwerker auch mit anderen Materialien arbeitet. Ich bin auch für Vergleichsangebote, jedoch mit dem Unterschied, dass nicht der eine von dem anderen abschreibt, sondern die bessere Idee mit dem besten Produkt gewinnen sollte. Dies wird aber bei einer rechtlichen Auseinander-setzung gar nicht beachtet. Eine Beurteilung ist aber nur möglich, wenn man sich mit dem Problem und der Instandhaltungsmaßnahme auseinandersetzt. Für die Auseinandersetzung bleibt aber bei all dem Preisvergleichen keine Zeit mehr.
Ich kann auch nicht dazu raten, irgendeine Aktie zu kaufen, die gerade mein Bänker empfiehlt, es sei denn der Berater hat schon selbst einige Millionen durch seine eigenen Anlagen verdient und dies über lange Zeit unter Beweis gestellt.
Oft stelle ich aber fest, dass sich die Eigentümer mit der eigentlichen Maßnahme nicht ausführlich auseinandersetzen, es dann auf die Entscheidung der anderen ankommt oder der Kassenbestand die Maßnahme zulässt.
So werden oft unnötig viele Angebote eingeholt oder sogar Fachleute beauftragt und manchmal sogar alles in Frage gestellt. Entscheidungen werden so unnötig in die Länge gezogen und aufgrund zahlreicher Bedenken verteuern sich die Maßnahmen nur. Meine Feststellung über die Jahre ist die, dass die Maßnahmen nach weiteren Angeboten und Beratungen durch Fachleute nur teurer werden und man dann schließlich auf das erste Angebot zurückkommt. Nicht selten vergehen dafür mehrere Monate. Handwerker verbringen am Wochenende unnötig Zeit die kostenlosen Angebote für die Eigentümer zu schreiben. Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich die Handwerker aussuche, bei denen ich einen günstigen und fairen Preis erwarte oder er sich schon in der Wohnanlage verdient gemacht hat. Mein Judgement trainiere ich jeden Tag, da ich bei den zahlreichen Reparaturen schnelle Entscheidungen zu treffen habe.
Leider ist es zu beobachten, dass auch Firmen bewusst einen höheren Preis anbieten, weil der Auftrag zu große ist oder sie gar keine Zeit für den Auftrag haben. Da wird das Angebot sogar sehr schnell abgegeben, damit der Eindruck entsteht, dass es man genug Zeit hat und damit einen guten Eindruck hinterlassen will. Gut ist es, wenn man dies erkennt und dann auch vergleichen kann. Denn der besser soll stets den Auftrag erhalten.
Es soll an dieser Stelle auch daran gedacht werden, die Handwerker nicht über Gebühr zu knebeln und die letzten Prozente herauszuschlagen. Denn im Notfall erwartet man ja faire Unterstützung. Da kann ich Ihnen sagen, dass es schon sehr hilfreich ist, als schneller Rechnungszahler bei den Handwerkern bekannt zu sein. Denn einen Wasserschaden habe ich jede Woche.